Die teuersten Versicherungsfehler kosten Sie hunderte Euro

Jeder zweite Deutsche verschenkt Geld bei seinen Versicherungen – durch veraltete Verträge, unnötige Policen oder falsche Deckungssummen. Die gute Nachricht: Die meisten Versicherungsfehler lassen sich mit wenig Aufwand vermeiden. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen die 10 häufigsten Fehler beim Versicherungsabschluss und wie Sie diese umgehen.

Fehler 1: Versicherungen jahrelang nicht überprüfen

Der mit Abstand häufigste und teuerste Fehler: Versicherungen werden einmal abgeschlossen und dann vergessen. Dabei ändern sich sowohl Ihre persönliche Situation als auch die Angebote am Markt ständig.

Konkrete Auswirkungen:

  • Veraltete Tarife können 30-50% teurer sein als aktuelle Angebote
  • Veränderte Lebensumstände führen zu Über- oder Unterversicherung
  • Neue Leistungen moderner Tarife bleiben ungenutzt

So vermeiden Sie diesen Fehler: Setzen Sie sich einen jährlichen Termin im Kalender – idealerweise im Oktober oder November, da viele Versicherungen zum 31. Dezember kündbar sind. Prüfen Sie dann systematisch alle Verträge: Passen die Deckungssummen noch? Gibt es günstigere Alternativen mit gleichen oder besseren Leistungen? Hat sich Ihre Lebenssituation geändert?

Fehler 2: Zu niedrige Deckungssummen bei der Haftpflicht

Viele Verbraucher haben noch alte Haftpflichtversicherungen mit Deckungssummen von nur 3 oder 5 Millionen Euro. Das reicht bei schweren Personenschäden nicht aus – ein Verkehrsunfall mit Schwerverletzten kann schnell 10 Millionen Euro und mehr kosten.

Konkrete Empfehlung:

  • Mindestens 10 Millionen Euro Deckungssumme pauschal für Personen- und Sachschäden
  • Besser noch: 15 oder 50 Millionen Euro
  • Der Mehrpreis für höhere Deckungssummen beträgt oft nur 5-10 Euro pro Jahr

Wichtig: Eine zu niedrige Deckungssumme ist echtes Risiko für Ihre Existenz. Bei einem Schaden von 15 Millionen Euro mit einer Deckung von nur 5 Millionen müssten Sie die Differenz von 10 Millionen Euro privat zahlen.

Fehler 3: Unnötige Versicherungen abschließen

Versicherungsvertreter verdienen an jedem Vertrag – daher werden oft Policen verkauft, die Sie nicht wirklich brauchen. Konzentrieren Sie sich auf die existenziell wichtigen Absicherungen.

Diese Versicherungen sind häufig überflüssig:

  • Handyversicherung: Bei einem Smartphone für 800 Euro zahlen Sie oft 10-15 Euro monatlich – nach zwei Jahren haben Sie fast den Neuwert in Beiträgen bezahlt
  • Brillenversicherung: Die Beiträge übersteigen oft die durchschnittlichen Kosten einer neuen Brille
  • Reisegepäckversicherung: Meist bereits durch Hausrat- oder Kreditkartenversicherung abgedeckt
  • Insassenunfallversicherung: Überflüssig, wenn Sie eine gute Unfallversicherung haben
  • Sterbegeldversicherung: Rechnet sich in den meisten Fällen nicht

Faustformel: Versichern Sie nur Risiken, die Sie finanziell nicht selbst tragen könnten. Kleinere Schäden sollten Sie aus eigener Tasche bezahlen können.

Fehler 4: Falsche Selbstbeteiligung wählen

Sowohl eine zu hohe als auch eine zu niedrige Selbstbeteiligung kann Sie Geld kosten.

Zu niedrige Selbstbeteiligung:

  • Deutlich höhere monatliche Beiträge
  • Versuchung, auch Kleinschäden zu melden
  • Risiko von Beitragserhöhungen oder Kündigung durch den Versicherer

Zu hohe Selbstbeteiligung:

  • Sie sparen zwar bei den Beiträgen
  • Im Schadensfall kann die hohe Eigenbeteiligung aber zur finanziellen Belastung werden

Optimaler Ansatz: Bei der Kaskoversicherung sind 150-300 Euro Selbstbeteiligung meist optimal. Bei der Zahnzusatzversicherung kann eine höhere Selbstbeteiligung (500-1000 Euro) sinnvoll sein. Bei der Haftpflichtversicherung sollten Sie auf eine Selbstbeteiligung verzichten – die Ersparnis ist minimal, das Risiko bei Großschäden zu hoch.

Fehler 5: Nur auf den Preis achten

Der günstigste Tarif ist nicht automatisch der beste. Entscheidend ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Wie Sie systematisch und gründlich Versicherungen vergleichen, erfahren Sie in unserem detaillierten Ratgeber zum Versicherungen richtig vergleichen.

Darauf sollten Sie achten:

  • Leistungsumfang: Was ist genau versichert, was ausgeschlossen?
  • Wartezeiten: Wann greift der Versicherungsschutz?
  • Kundenbewertungen: Wie verhält sich der Versicherer im Schadensfall?
  • Finanzielle Stabilität: Ist das Unternehmen solide aufgestellt?

Praxis-Tipp: Nutzen Sie Vergleichsportale, aber lesen Sie die Vertragsbedingungen der günstigsten drei Anbieter genau durch. Oft zeigen sich erst hier entscheidende Unterschiede – etwa bei Ausschlüssen oder Leistungsgrenzen.

Fehler 6: Versicherungen bei Lebensveränderungen nicht anpassen

Heirat, Geburt eines Kindes, Jobwechsel, Immobilienkauf – bei wichtigen Lebensveränderungen müssen Sie Ihre Versicherungen anpassen.

Typische Situationen:

  • Heirat: Familienversicherung in der Krankenversicherung prüfen, Haftpflicht auf Familienhaftpflicht umstellen
  • Kinder: Berufsunfähigkeitsversicherung erhöhen, Risikolebensversicherung abschließen oder anpassen
  • Jobwechsel: Krankenversicherung überprüfen, Berufsunfähigkeitsabsicherung anpassen
  • Hauskauf: Wohngebäudeversicherung abschließen, Hausratversicherung erhöhen
  • Scheidung: Alle Versicherungen auf einzelne Personen umstellen

Wichtig: Informieren Sie Ihre Versicherer zeitnah über Änderungen. Sonst riskieren Sie im Schadensfall Leistungskürzungen.

Fehler 7: Mehrfachversicherungen übersehen

Oft sind bestimmte Risiken bereits durch andere Versicherungen abgedeckt – ohne dass Sie es wissen.

Häufige Überschneidungen:

  • Auslandsreisekrankenversicherung: Oft bereits in Premium-Kreditkarten enthalten
  • Rechtsschutz: Teilweise durch Gewerkschaftsmitgliedschaft oder Automobilclubs abgedeckt
  • Fahrraddiebstahl: Meist in der Hausratversicherung mitversichert (bis zu bestimmten Grenzen)
  • Glasbruch: Kann sowohl in der Hausrat- als auch in der Gebäudeversicherung enthalten sein

Tipp: Erstellen Sie eine Übersicht aller Ihrer Versicherungen inklusive der versicherten Risiken. So erkennen Sie Doppelversicherungen schnell.

Fehler 8: Gesundheitsfragen unvollständig oder falsch beantworten

Bei Kranken-, Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen müssen Sie Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß beantworten. Falschangaben haben schwerwiegende Konsequenzen.

Risiken:

  • Der Versicherer kann vom Vertrag zurücktreten
  • Im Leistungsfall kann die Zahlung verweigert werden
  • Bereits gezahlte Beiträge sind meist verloren

Richtig vorgehen:

  • Nehmen Sie sich Zeit für die Gesundheitsfragen
  • Holen Sie bei Unsicherheiten Ihre Krankenakte vom Arzt
  • Geben Sie auch scheinbar harmlose Beschwerden an
  • Bei Vorerkrankungen: Lassen Sie sich beraten, oft gibt es Lösungen wie Risikozuschläge oder Leistungsausschlüsse

Wichtig: Auch wenn Sie höhere Beiträge zahlen oder Ausschlüsse in Kauf nehmen müssen – ehrliche Angaben schützen Sie im Ernstfall vor dem finanziellen Ruin.

Fehler 9: Versicherungen vorschnell kündigen

Manche Versicherungen sollten Sie nicht einfach kündigen, auch wenn Sie sparen möchten.

Besondere Vorsicht bei:

  • Berufsunfähigkeitsversicherung: Mit zunehmendem Alter und eventuellen Vorerkrankungen wird ein neuer Vertrag deutlich teurer oder ist nicht mehr möglich
  • Krankenversicherung (privat): Alterungsrückstellungen gehen bei Anbieterwechsel teilweise verloren
  • Lebensversicherung: Hohe Abschlusskosten machen eine vorzeitige Kündigung oft unrentabel

Besser: Prüfen Sie zunächst, ob sich der bestehende Vertrag optimieren lässt – etwa durch Anpassung der Leistungen oder Tarifwechsel beim gleichen Anbieter.

Fehler 10: Sich nicht beraten lassen oder dem falschen Berater vertrauen

Versicherungen sind komplex. Professionelle Beratung kann Fehler vermeiden – vorausgesetzt, Sie wählen den richtigen Berater.

Vorsicht vor:

  • Provisionsgetriebenen Vermittlern, die nur bestimmte Produkte verkaufen
  • Haustürgeschäften und Telefonverkauf
  • Beratern, die Druck aufbauen oder zu schnellen Entscheidungen drängen

Besser:

  • Honorarberater (werden von Ihnen bezahlt, nicht durch Provisionen)
  • Unabhängige Versicherungsmakler mit breitem Marktüberblick
  • Verbraucherzentralen für grundsätzliche Orientierung

Tipp: Lassen Sie sich mehrere Angebote erstellen und vergleichen Sie diese in Ruhe. Seriöse Berater geben Ihnen Zeit zum Nachdenken und drängen nicht zum Abschluss.

Die wichtigsten Versicherungen im Überblick

Um Versicherungsfehler zu vermeiden, sollten Sie Prioritäten setzen. Diese Versicherungen sind für die meisten Menschen existenziell wichtig:

Unverzichtbar:

  1. Krankenversicherung – gesetzlich vorgeschrieben und elementar
  2. Haftpflichtversicherung – schützt vor existenzbedrohenden Schadensersatzforderungen
  3. Berufsunfähigkeitsversicherung – sichert Ihr wichtigstes Kapital: Ihre Arbeitskraft

Je nach Lebenssituation wichtig: 4. Hausratversicherung – bei wertvollem Eigentum 5. Wohngebäudeversicherung – für Immobilienbesitzer Pflicht 6. Rechtsschutzversicherung – schützt vor hohen Anwalts- und Gerichtskosten 7. Risikolebensversicherung – bei Kindern oder Immobilienkredit

Alle anderen Versicherungen sollten Sie kritisch hinterfragen: Brauche ich das wirklich? Kann ich das Risiko selbst tragen?

So optimieren Sie Ihre Versicherungen in 5 Schritten

Schritt 1: Bestandsaufnahme Listen Sie alle bestehenden Versicherungen auf – mit Anbieter, Beitrag, Deckungssumme und Kündigungsfrist.

Schritt 2: Überflüssiges streichen Identifizieren Sie Versicherungen, die Sie nicht wirklich brauchen, und kündigen Sie diese.

Schritt 3: Lücken schließen Prüfen Sie, ob die wichtigen Risiken ausreichend abgesichert sind – insbesondere Haftpflicht, Berufsunfähigkeit und bei Immobilieneigentum die Gebäudeversicherung.

Schritt 4: Konditionen optimieren Vergleichen Sie Ihre bestehenden Verträge mit aktuellen Angeboten am Markt. Nutzen Sie Vergleichsportale, aber prüfen Sie die Bedingungen genau.

Schritt 5: Regelmäßig wiederholen Setzen Sie sich einen jährlichen Termin, um Ihre Versicherungen zu überprüfen – idealerweise im Herbst vor dem Jahreswechsel.

Fazit: Mit System Versicherungsfehler vermeiden und Geld sparen

Die meisten Versicherungsfehler entstehen durch fehlende Aufmerksamkeit und mangelnde Überprüfung. Mit einem strukturierten Vorgehen können Sie hunderte Euro pro Jahr sparen, ohne auf wichtigen Schutz zu verzichten.

Die wichtigsten Regeln:

  • Konzentrieren Sie sich auf die existenziell wichtigen Versicherungen
  • Überprüfen Sie Ihre Verträge mindestens einmal jährlich
  • Achten Sie auf ausreichende Deckungssummen, nicht nur auf den Preis
  • Passen Sie Versicherungen bei Lebensveränderungen an
  • Beantworten Sie Gesundheitsfragen immer wahrheitsgemäß
  • Lassen Sie sich unabhängig beraten

Ein gut strukturierter Versicherungsschutz gibt Ihnen Sicherheit, ohne Ihr Budget unnötig zu belasten. Nehmen Sie sich die Zeit für eine sorgfältige Überprüfung – es lohnt sich.