Der erste Job – Zeit, Ihre Versicherungen zu überdenken
Herzlichen Glückwunsch zum Berufseinstieg! Mit dem ersten Gehalt beginnt ein neuer Lebensabschnitt – und damit auch eine neue Phase bei den Versicherungen. Während Sie als Student oder Auszubildender oft noch über die Eltern mitversichert waren oder spezielle Konditionen hatten, ändert sich mit dem Berufseinstieg vieles.
Plötzlich sind Sie selbst verantwortlich für Ihren Versicherungsschutz. Die gesetzliche Krankenversicherung wird automatisch vom Gehalt abgezogen, aber darüber hinaus gibt es einige Versicherungen, um die Sie sich aktiv kümmern sollten. Doch welche sind wirklich wichtig? Und welche können warten?
Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, welche Versicherungen Sie als Berufseinsteiger ab dem ersten Arbeitstag brauchen, welche Sie in den ersten Jahren nach und nach aufbauen sollten und auf welche Sie getrost verzichten können. So sind Sie optimal abgesichert, ohne unnötig Geld zu verschwenden.
Warum Versicherungen gerade für Berufseinsteiger wichtig sind
Als Berufseinsteiger haben Sie möglicherweise zum ersten Mal ein regelmäßiges Einkommen, das deutlich höher ist als während der Ausbildung oder des Studiums. Damit steigen aber auch die Risiken:
Einkommensrisiko: Ihr Gehalt ist nun Ihre Lebensgrundlage. Können Sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten, fällt diese Grundlage weg. Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente reicht bei Weitem nicht aus, um Ihren Lebensstandard zu halten.
Haftungsrisiko: Als Erwachsener haften Sie voll für Schäden, die Sie anderen zufügen. Schon ein kleiner Moment der Unachtsamkeit kann zu Schadensersatzforderungen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro führen.
Gesundheitsrisiko: Mit dem ersten Job endet oft die kostenfreie Familienversicherung. Sie müssen sich selbst krankenversichern – das ist gesetzlich vorgeschrieben und unverzichtbar.
Die gute Nachricht: Sie müssen nicht alle Versicherungen auf einmal abschließen. Konzentrieren Sie sich zunächst auf die unverzichtbaren Absicherungen und bauen Sie Ihren Versicherungsschutz dann Schritt für Schritt aus.
Die drei unverzichtbaren Versicherungen ab dem ersten Arbeitstag
Krankenversicherung – Gesetzlich vorgeschrieben und existenziell
Mit Beginn Ihrer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung endet die kostenfreie Familienversicherung über die Eltern. Sie müssen sich nun selbst krankenversichern – das ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben.
Gesetzlich oder privat versichert?
Als Berufseinsteiger haben Sie in der Regel die Wahl zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung – allerdings nur, wenn Ihr Bruttoeinkommen über der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegt (73.800 Euro im Jahr 2025). Die meisten Berufseinsteiger liegen darunter und sind automatisch gesetzlich versichert.
Warum die gesetzliche Krankenversicherung für Berufseinsteiger meist die bessere Wahl ist:
- Beiträge richten sich nach dem Einkommen (circa 14,6 Prozent plus Zusatzbeitrag)
- Umfassender Leistungskatalog für alle wichtigen Behandlungen
- Familienversicherung für künftige Partner und Kinder kostenfrei möglich
- Beiträge bleiben im Alter stabil
Die private Krankenversicherung hat Nachteile für junge Arbeitnehmer:
- Beiträge steigen im Alter erheblich
- Rückkehr in die gesetzliche Versicherung später oft schwierig
- Kein kostenfreier Familienschutz
- Gesundheitsprüfung erforderlich
Empfehlung: Bleiben Sie als Berufseinsteiger in der gesetzlichen Krankenversicherung. Nur bei sehr hohem Einkommen, wenn Sie Beamter sind oder besondere gesundheitliche Leistungen benötigen, kann die PKV eine Option sein. Mehr Details finden Sie in unserem Ratgeber zur Krankenversicherung im Vergleich.
Welche Krankenkasse wählen?
Alle gesetzlichen Krankenkassen bieten den gleichen Grundleistungskatalog. Unterschiede gibt es beim Zusatzbeitrag (0,7 bis 2,5 Prozent des Einkommens), bei Zusatzleistungen (Bonusprogramme, Zuschüsse für Zahnreinigung, Osteopathie) und beim Service.
Spartipp: Vergleichen Sie die Zusatzbeiträge verschiedener Krankenkassen. Bei 2.500 Euro Bruttoeinkommen können Sie durch den Wechsel zu einer günstigen Kasse 20 bis 40 Euro monatlich sparen.
Privathaftpflichtversicherung – Der wichtigste Schutz gegen Schadensersatzforderungen
Die Privathaftpflichtversicherung ist die wichtigste freiwillige Versicherung überhaupt. Sie schützt Sie vor Schadensersatzforderungen, die Ihre Existenz bedrohen können.
Warum ist die Haftpflichtversicherung so wichtig?
Nach deutschem Recht haften Sie unbegrenzt mit Ihrem gesamten Vermögen für Schäden, die Sie anderen zufügen – und das ein Leben lang. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit kann ausreichen:
- Sie verschütten Kaffee über den Laptop eines Kollegen (1.500 Euro Schaden)
- Sie übersehen als Radfahrer einen Fußgänger, der schwer stürzt (Behandlungskosten, Schmerzensgeld, Verdienstausfall – schnell sechsstellig)
- In Ihrer Mietwohnung platzt ein Wasserschlauch, der Nachbar erleidet einen Wasserschaden (20.000 Euro)
Ohne Privathaftpflicht müssten Sie solche Schäden aus eigener Tasche zahlen. Mit Versicherung übernimmt diese die Kosten bis zur vereinbarten Deckungssumme.
Bin ich noch über meine Eltern versichert?
Viele Privathaftpflichtversicherungen schließen unverheiratete Kinder während der Erstausbildung mit ein – oft bis zum 25. Lebensjahr, manchmal sogar darüber hinaus. Prüfen Sie die Police Ihrer Eltern genau:
- Sind Sie als Kind mitversichert?
- Bis zu welchem Alter oder bis zu welchem Ausbildungsabschluss?
- Gilt der Schutz auch, wenn Sie nicht mehr im Haushalt der Eltern wohnen?
Wenn Sie nicht mehr mitversichert sind oder die Bedingungen unklar sind, schließen Sie eine eigene Privathaftpflichtversicherung ab.
Worauf sollten Berufseinsteiger bei der Privathaftpflicht achten:
- Deckungssumme mindestens 10 Millionen Euro pauschal, besser 15 bis 50 Millionen Euro
- Weltweiter Schutz
- Mietsachschäden mitversichert
- Forderungsausfalldeckung (wenn jemand anderes Ihnen einen Schaden zufügt, aber keine Haftpflicht hat)
- Schlüsselverlust abgedeckt (wichtig für Büroschlüssel oder Schlüssel zur Mietwohnung)
- Gefälligkeitsschäden mitversichert
Kosten: 40 bis 80 Euro im Jahr – weniger als 7 Euro im Monat für einen unbezahlbaren Schutz.
Spartipp: Viele Versicherer bieten spezielle Tarife für junge Leute bis 30 oder 35 Jahre zu vergünstigten Konditionen an. Mehr zum Vergleich finden Sie in unserem Ratgeber zur Haftpflichtversicherung.
Berufsunfähigkeitsversicherung – Sichern Sie Ihre Arbeitskraft ab
Die Berufsunfähigkeitsversicherung wird von vielen Berufseinsteigern unterschätzt, ist aber eine der wichtigsten Absicherungen überhaupt. Sie zahlt Ihnen eine monatliche Rente, wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen Ihren Beruf nicht mehr ausüben können.
Warum ist die BU gerade für Berufseinsteiger so wichtig?
Statistisch wird jeder vierte Berufstätige vor Erreichen des Rentenalters berufsunfähig. Die häufigsten Ursachen sind nicht Unfälle, sondern psychische Erkrankungen (circa 30 Prozent), Erkrankungen des Bewegungsapparats (circa 20 Prozent) und Krebs (circa 15 Prozent).
Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente greift nur bei voller Erwerbsminderung (weniger als 3 Stunden Arbeit täglich möglich) und liegt meist unter 1.000 Euro monatlich – viel zu wenig, um den Lebensstandard zu halten. Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung schließt diese Lücke.
Warum gerade jetzt abschließen?
Je jünger und gesünder Sie sind, desto günstiger sind die Beiträge. Ein 25-Jähriger zahlt oft nur die Hälfte dessen, was ein 35-Jähriger für den gleichen Schutz bezahlt. Zudem sind Vorerkrankungen bei jungen Menschen seltener – die Gesundheitsprüfung ist leichter zu bestehen.
Rechenbeispiel:
- BU-Abschluss mit 25 Jahren: 70 Euro monatlich für 1.500 Euro BU-Rente
- BU-Abschluss mit 35 Jahren: 140 Euro monatlich für 1.500 Euro BU-Rente
Über die Laufzeit von 40 Jahren zahlen Sie bei frühem Abschluss deutlich weniger.
Worauf sollten Berufseinsteiger bei der BU achten:
- Ausreichende BU-Rente: 70 bis 80 Prozent des Nettoeinkommens
- Verzicht auf abstrakte Verweisung (Sie müssen nicht auf einen anderen Beruf verwiesen werden können)
- Nachversicherungsgarantie bei Gehaltserhöhung, Heirat oder Geburt eines Kindes
- Mindestlaufzeit bis zum 60. oder 65. Lebensjahr
- Dynamik zur Anpassung der Rente an die Inflation
Kosten: 60 bis 120 Euro monatlich, je nach Beruf, Alter und Gesundheitszustand. Büroangestellte zahlen deutlich weniger als Handwerker.
Spartipp: Wenn das Budget knapp ist, wählen Sie zunächst eine niedrigere BU-Rente und stocken Sie später über die Nachversicherungsgarantie auf. Wichtiger ist, überhaupt versichert zu sein.
Wichtige Versicherungen für die ersten Berufsjahre
In den ersten Jahren nach dem Berufseinstieg sollten Sie Ihren Versicherungsschutz schrittweise erweitern. Diese Versicherungen sind nicht sofort existenziell, aber je nach Lebenssituation sehr sinnvoll.
Hausratversicherung – Schutz für Ihr Hab und Gut
Die Hausratversicherung schützt Ihre Einrichtung, Kleidung, Elektronik und persönlichen Gegenstände gegen Schäden durch Feuer, Einbruch, Leitungswasser und Sturm.
Wann ist die Hausratversicherung sinnvoll?
Für Berufseinsteiger mit minimaler Einrichtung (IKEA-Möbel, alte Elektronik) ist sie oft noch verzichtbar. Sobald Sie aber wertvollere Gegenstände besitzen, lohnt sie sich:
- Hochwertige Elektronik (Laptop, Fernseher, Smartphone, Kamera)
- Teure Möbel oder Designerstücke
- Musikinstrumente, Sportgeräte
- Schmuck oder Sammlungen
- E-Bike oder teures Fahrrad
Faustregel: Wenn der Wert Ihrer Einrichtung 10.000 Euro übersteigt und Sie diese im Schadensfall nicht aus eigener Tasche ersetzen könnten, ist eine Hausratversicherung sinnvoll.
Worauf achten:
- Versicherungssumme: Etwa 650 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche
- Unterversicherungsverzicht
- Fahrraddiebstahl mitversichert (wichtig bei teuren Rädern)
- Einfache Diebstahlklausel (auch außerhalb der Wohnung versichert)
Kosten: 50 bis 120 Euro jährlich für eine 50 Quadratmeter-Wohnung.
Spartipp: Als Berufseinsteiger erhalten Sie bei vielen Versicherern Sondertarife. Eine höhere Selbstbeteiligung (150 bis 300 Euro) senkt den Beitrag um 20 bis 30 Prozent. Mehr Details in unserem Ratgeber zur Hausratversicherung.
Rechtsschutzversicherung – Recht bekommen und durchsetzen
Eine Rechtsschutzversicherung übernimmt die Kosten für Anwalt und Gerichtsverfahren. Gerade für Berufseinsteiger kann sie sinnvoll sein:
Wichtige Rechtsgebiete für Berufseinsteiger:
- Arbeitsrechtsschutz (Streit mit dem Arbeitgeber, Kündigung, Arbeitszeugnis)
- Verkehrsrechtsschutz (Unfälle als Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger)
- Mietrechtsschutz (Streit mit dem Vermieter, Kaution, Nebenkostenabrechnung)
- Privatrechtsschutz (Kaufverträge, Nachbarschaftsstreitigkeiten)
Wann ist die Rechtsschutzversicherung sinnvoll?
Wenn Sie ein Auto besitzen, eine Wohnung mieten oder in einem Angestelltenverhältnis arbeiten, kann sich die Rechtsschutzversicherung lohnen. Ein einziger Rechtsstreit kann schnell mehrere tausend Euro kosten – Geld, das Sie als Berufseinsteiger meist nicht übrig haben.
Kosten: 150 bis 300 Euro jährlich je nach Leistungsumfang.
Wichtig: Die meisten Rechtsschutzversicherungen haben eine Wartezeit von 3 Monaten. Schließen Sie die Versicherung also ab, bevor Sie sie brauchen.
Kfz-Versicherung – Pflicht bei Autobesitz
Wenn Sie ein Auto besitzen, ist die Kfz-Haftpflichtversicherung gesetzlich vorgeschrieben. Ohne sie dürfen Sie nicht am Straßenverkehr teilnehmen.
Haftpflicht, Teilkasko oder Vollkasko?
- Kfz-Haftpflicht: Pflicht, deckt Schäden ab, die Sie anderen zufügen
- Teilkasko: Schützt Ihr eigenes Fahrzeug gegen Diebstahl, Brand, Wildschäden, Glasbruch, Marderbiss
- Vollkasko: Zusätzlich selbstverschuldete Unfallschäden und Vandalismus
Empfehlung für Berufseinsteiger:
- Bei Gebrauchtwagen unter 5.000 Euro: Nur Haftpflicht
- Bei Neuwagen oder wertvollen Fahrzeugen: Vollkasko
- Bei mittelalten Fahrzeugen: Teilkasko
Spartipps für junge Fahrer:
Als Berufseinsteiger zahlen Sie oft hohe Beiträge, da Sie noch in einer niedrigen Schadenfreiheitsklasse sind. So sparen Sie:
- Telematik-Tarif nutzen (bis zu 30 Prozent Rabatt für sicheres Fahren)
- Fahrzeug mit niedriger Typklasse wählen (Kleinwagen statt SUV)
- Jährliche Fahrleistung realistisch angeben (weniger Kilometer = günstiger)
- Selbstbeteiligung erhöhen (300 bis 500 Euro spart 15 bis 25 Prozent)
- Als Zweitfahrer bei den Eltern eintragen lassen (meist günstiger als eigene Police)
Mehr Spartipps finden Sie in unserem ausführlichen Ratgeber zur Kfz-Versicherung.
Auslandsreisekrankenversicherung – Unverzichtbar auf Reisen
Die gesetzliche Krankenversicherung leistet im Ausland oft nicht oder nur teilweise. Besonders kritisch: Der medizinisch notwendige Rücktransport aus dem Ausland wird nicht bezahlt – und kann schnell 10.000 bis 50.000 Euro kosten.
Was leistet die Auslandsreisekrankenversicherung:
- Ambulante und stationäre Behandlung im Ausland
- Medizinisch notwendiger Rücktransport nach Deutschland
- Schmerzstillende Zahnbehandlung
- Überführung im Todesfall
Kosten: 10 bis 20 Euro pro Jahr für eine Jahrespolice mit unbegrenzt vielen Reisen – einer der günstigsten und sinnvollsten Versicherungsschutz überhaupt.
Empfehlung: Schließen Sie die Auslandsreisekrankenversicherung spätestens vor Ihrer ersten Urlaubsreise ab. Sie ist absolut unverzichtbar.
Versicherungen, die für Berufseinsteiger meist noch verzichtbar sind
Risikolebensversicherung – Nur bei Unterhaltspflichten nötig
Die Risikolebensversicherung zahlt eine vereinbarte Summe an Hinterbliebene aus, wenn der Versicherte stirbt. Sie ist wichtig für Familien mit Kindern oder bei laufenden Immobilienkrediten.
Als Single-Berufseinsteiger brauchen Sie diese Versicherung in der Regel noch nicht. Erst wenn Sie Unterhaltspflichten haben (Partner, Kinder) oder gemeinsame Kredite abbezahlen, wird die Risikolebensversicherung wichtig.
Unfallversicherung – BU ist wichtiger
Private Unfallversicherungen werden oft angeboten, sind aber meist überflüssig. Sie zahlen nur bei Invalidität durch Unfall – die Berufsunfähigkeitsversicherung ist flexibler und wichtiger, da sie auch bei Krankheit leistet.
Verzichten Sie auf die Unfallversicherung und investieren Sie das Geld lieber in eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung.
Handyversicherung – Zu teuer für den Nutzen
Handyversicherungen sind teuer, haben viele Ausschlüsse und hohe Selbstbeteiligungen. Die Versicherungsprämie über zwei Jahre entspricht oft fast dem Wert eines gebrauchten Smartphones.
Besser: Legen Sie monatlich 10 bis 20 Euro zurück und finanzieren Sie Reparaturen oder Ersatz selbst.
Zahnzusatzversicherung – Nur bei absehbarem Bedarf
Zahnzusatzversicherungen übernehmen Kosten für Zahnersatz, Kronen, Implantate und Kieferorthopädie. Für junge Berufseinsteiger mit gesunden Zähnen ist sie meist noch nicht nötig.
Wann kann sie sinnvoll sein?
Wenn Sie wissen, dass in den nächsten Jahren teure Zahnbehandlungen anstehen, kann eine Zahnzusatzversicherung lohnen. Beachten Sie aber: Die meisten Tarife haben Wartezeiten von 6 bis 8 Monaten und Zahnstaffeln (begrenzte Erstattung in den ersten Jahren).
Brillenversicherung – Meist überflüssig
Brillenversicherungen lohnen sich fast nie. Die monatlichen Beiträge summieren sich schnell und sind oft teurer als die gelegentliche Neuanschaffung einer Brille aus eigener Tasche.
Schritt-für-Schritt-Plan: So bauen Sie Ihren Versicherungsschutz auf
Phase 1: Berufseinstieg (Monat 1-3)
Sofort abschließen:
- Krankenversicherung (wird automatisch mit dem ersten Gehalt abgezogen)
- Privathaftpflichtversicherung (falls nicht mehr über Eltern versichert)
- Berufsunfähigkeitsversicherung (je früher, desto günstiger)
Budget: 80 bis 130 Euro monatlich (zusätzlich zur Krankenversicherung)
Phase 2: Etablierung (Monat 4-12)
Nach Bedarf hinzufügen:
- Hausratversicherung (sobald wertvolle Gegenstände vorhanden)
- Auslandsreisekrankenversicherung (vor dem ersten Urlaub im Ausland)
- Kfz-Versicherung (bei Autokauf)
Budget: 100 bis 180 Euro monatlich (zusätzlich zur Krankenversicherung)
Phase 3: Konsolidierung (Jahr 2-3)
Optional ergänzen:
- Rechtsschutzversicherung (bei eigener Wohnung, Auto oder häufigen Rechtsstreitigkeiten)
- Zusatzversicherungen nach Bedarf (Zahnzusatz, Krankenhauszusatz)
Budget: 130 bis 250 Euro monatlich (zusätzlich zur Krankenversicherung)
So sparen Berufseinsteiger bei Versicherungen
Tipp 1: Vergleichen vor Abschluss
Nutzen Sie Vergleichsportale wie Check24, Verivox oder Finanzen.de, um Tarife zu vergleichen. Achten Sie nicht nur auf den Preis, sondern auch auf Leistungsumfang und Bewertungen. Eine Anleitung dazu finden Sie in unserem Ratgeber zum richtigen Versicherungsvergleich.
Tipp 2: Selbstbeteiligungen nutzen
Eine höhere Selbstbeteiligung senkt den Versicherungsbeitrag erheblich:
- Hausratversicherung: 150 bis 300 Euro Selbstbeteiligung spart 20 bis 30 Prozent
- Kfz-Versicherung: 300 bis 500 Euro Selbstbeteiligung spart 15 bis 25 Prozent
Tipp 3: Jährliche Zahlweise wählen
Zahlen Sie Versicherungen jährlich statt monatlich. Das spart 5 bis 10 Prozent der Jahresprämie durch geringere Verwaltungskosten.
Tipp 4: Sondertarife für junge Leute nutzen
Viele Versicherer bieten spezielle Tarife für Berufseinsteiger oder junge Leute bis 30 oder 35 Jahre an. Diese sind oft 10 bis 20 Prozent günstiger als Standardtarife.
Tipp 5: Nicht zu viele Versicherungen abschließen
Konzentrieren Sie sich auf die wirklich wichtigen Absicherungen. Verzichten Sie auf unnötige Policen wie Handyversicherung, Brillenversicherung oder Reisegepäckversicherung. Mehr zu typischen Fehlern in unserem Ratgeber zum Versicherungsfehler vermeiden.
Tipp 6: Bestehenden Schutz prüfen
Bevor Sie neue Versicherungen abschließen, prüfen Sie:
- Bin ich noch über meine Eltern mitversichert (Haftpflicht)?
- Habe ich bereits Versicherungen aus der Ausbildungszeit, die ich anpassen sollte?
- Gibt es Doppelversicherungen, die ich kündigen kann?
Tipp 7: Einmal jährlich überprüfen
Überprüfen Sie Ihre Versicherungen einmal jährlich:
- Stimmen die Versicherungssummen noch?
- Gibt es günstigere Tarife?
- Brauche ich neue Versicherungen oder kann ich alte kündigen?
Mehr dazu in unserem Artikel zu Versicherungsbeiträgen sparen.
Versicherungskosten für Berufseinsteiger – Budgetplanung
Was kostet der Versicherungsschutz als Berufseinsteiger?
Beispielrechnung für einen 25-jährigen Berufseinsteiger mit 2.500 Euro brutto:
Unverzichtbare Versicherungen:
- Krankenversicherung: circa 200 Euro monatlich (wird vom Bruttolohn abgezogen, Arbeitgeberanteil kommt hinzu)
- Privathaftpflicht: circa 6 Euro monatlich (70 Euro jährlich)
- Berufsunfähigkeitsversicherung: circa 80 Euro monatlich
Sehr sinnvolle Versicherungen:
- Hausratversicherung: circa 8 Euro monatlich (100 Euro jährlich)
- Auslandsreisekrankenversicherung: circa 1 Euro monatlich (15 Euro jährlich)
Optional bei Bedarf:
- Rechtsschutzversicherung: circa 20 Euro monatlich (250 Euro jährlich)
- Kfz-Versicherung: circa 80 Euro monatlich (sehr abhängig von Fahrzeug und SF-Klasse)
Gesamtkosten ohne Auto: circa 95 Euro monatlich (zusätzlich zur Krankenversicherung, die automatisch abgezogen wird) Gesamtkosten mit Auto: circa 175 Euro monatlich
Faustregel: Als Berufseinsteiger sollten Sie etwa 5 bis 8 Prozent Ihres Nettoeinkommens für Versicherungen einplanen.
Versicherungen und Steuern – Das können Sie absetzen
Einige Versicherungen können Sie als Berufseinsteiger steuerlich absetzen und so Ihre Steuerlast senken:
Vorsorgeaufwendungen (Sonderausgaben):
- Krankenversicherung (Basis- und Zusatzversicherung)
- Pflegeversicherung
- Berufsunfähigkeitsversicherung
- Unfallversicherung
- Haftpflichtversicherung
Diese können Sie bis zu einem Höchstbetrag von 1.900 Euro (Arbeitnehmer) bzw. 2.800 Euro (Selbstständige) jährlich absetzen.
Werbungskosten:
- Rechtsschutzversicherung (Arbeitsrechtsschutz-Anteil)
- Unfallversicherung (beruflicher Anteil)
Spartipp: Bewahren Sie alle Versicherungsbescheinigungen auf und geben Sie diese in Ihrer Steuererklärung an. So holen Sie sich einen Teil der Beiträge zurück.
Häufige Fehler von Berufseinsteigern bei Versicherungen
Fehler 1: Versicherungen aufschieben
Viele Berufseinsteiger schieben das Thema Versicherungen vor sich her. Das kann teuer werden: Die Berufsunfähigkeitsversicherung wird mit jedem Jahr teurer, und bei der Privathaftpflicht riskieren Sie existenzbedrohende Schadensersatzforderungen.
Besser: Kümmern Sie sich in den ersten Wochen nach Arbeitsbeginn um die wichtigsten Versicherungen.
Fehler 2: Auf Verkaufstricks hereinfallen
Versicherungsvertreter verdienen Provisionen und verkaufen gerne teure oder unnötige Versicherungen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und schließen Sie nie eine Versicherung direkt im Beratungsgespräch ab.
Besser: Nehmen Sie sich Zeit, vergleichen Sie Angebote online und entscheiden Sie in Ruhe.
Fehler 3: Zu niedrige Deckungssummen wählen
Aus Sparsamkeit werden oft zu niedrige Deckungssummen gewählt. Bei der Privathaftpflicht sollten mindestens 10 Millionen Euro versichert sein, besser 15 bis 50 Millionen Euro. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung mindestens 70 Prozent des Nettoeinkommens.
Besser: Sparen Sie an unnötigen Versicherungen, aber nicht am Leistungsumfang der wichtigen Policen.
Fehler 4: Zu viele Versicherungen abschließen
Das Gegenteil ist ebenso problematisch: Wer für jedes Kleinstrisiko eine Versicherung abschließt, zahlt am Ende mehr für Verwaltungskosten als im Schadensfall zurückbekäme.
Besser: Konzentrieren Sie sich auf die wirklich wichtigen Absicherungen.
Fehler 5: Versicherungen nicht anpassen
Viele Menschen schließen Versicherungen ab und vergessen sie dann. Dabei ändern sich Lebenssituationen ständig. Überprüfen Sie Ihre Versicherungen mindestens einmal jährlich und passen Sie sie an.
Besser: Tragen Sie sich einen jährlichen Termin im Kalender ein, um Ihre Versicherungen zu überprüfen.
Checkliste: Versicherungen für Berufseinsteiger
Sofort nach Arbeitsbeginn (Monat 1-3):
- Krankenversicherung abschließen (gesetzlich oder privat)
- Mitversicherung bei Eltern-Haftpflicht prüfen
- Falls nötig: Eigene Privathaftpflichtversicherung abschließen
- Angebote für Berufsunfähigkeitsversicherung einholen
- BU-Versicherung abschließen (je früher, desto günstiger)
In den ersten 12 Monaten:
- Hausratversicherung prüfen (bei wertvollen Gegenständen)
- Auslandsreisekrankenversicherung vor erstem Auslandsurlaub abschließen
- Bei Autokauf: Kfz-Versicherung vergleichen und abschließen
- Rechtsschutzversicherung nach Bedarf prüfen
Regelmäßige Überprüfung (jährlich):
- Versicherungssummen aktualisieren
- Beiträge vergleichen und bei besseren Angeboten wechseln
- Lebenssituation prüfen: Neue Versicherungen nötig oder alte kündbar?
- Versicherungsbescheinigungen für Steuererklärung sammeln
Unnötige Versicherungen meiden:
- Keine Handyversicherung abschließen
- Keine Brillenversicherung abschließen
- Keine Reisegepäckversicherung abschließen
- Unfallversicherung meist überflüssig (BU ist wichtiger)
Fazit: Die richtigen Versicherungen zum Karrierestart
Als Berufseinsteiger brauchen Sie nicht viele Versicherungen, sondern die richtigen Versicherungen. Konzentrieren Sie sich zunächst auf die drei unverzichtbaren Absicherungen: Krankenversicherung, Privathaftpflicht und Berufsunfähigkeitsversicherung. Diese schützen Sie vor den größten existenziellen Risiken.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Sofort handeln: Kümmern Sie sich in den ersten Wochen nach Arbeitsbeginn um die wichtigsten Versicherungen. Je früher Sie die Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, desto günstiger wird sie.
Qualität vor Quantität: Drei gute Versicherungen mit ausreichendem Schutz sind besser als zehn halbherzige Policen. Investieren Sie Ihr Geld in sinnvolle Absicherung statt in unnötige Versicherungen.
Schrittweise ausbauen: Sie müssen nicht alle Versicherungen auf einmal abschließen. Bauen Sie Ihren Schutz in den ersten Jahren Schritt für Schritt aus.
Vergleichen lohnt sich: Die Preisunterschiede zwischen Anbietern können bei gleicher Leistung mehrere hundert Euro pro Jahr betragen. Nutzen Sie Vergleichsportale und nehmen Sie sich Zeit für die Auswahl.
Regelmäßig überprüfen: Überprüfen Sie Ihre Versicherungen einmal jährlich und passen Sie sie an Ihre aktuelle Lebenssituation an.
Mit der richtigen Versicherungsstrategie sind Sie optimal abgesichert und sparen gleichzeitig Geld. Nehmen Sie sich die Zeit für eine gründliche Planung – Ihr zukünftiges Ich wird es Ihnen danken. Starten Sie jetzt in Ihre berufliche Zukunft – gut abgesichert und finanziell clever!


