Warum sollten Sie Ihre Versicherung wechseln?

Ein Versicherungswechsel lohnt sich für die meisten Versicherten – oft mehr als gedacht. Die Preisunterschiede zwischen verschiedenen Anbietern bei vergleichbaren Leistungen können erheblich sein. Bei der Kfz-Versicherung sind jährliche Einsparungen von mehreren hundert Euro keine Seltenheit, und auch bei anderen Versicherungsarten wie Privathaftpflicht, Hausrat oder Rechtsschutz können Sie durch einen Wechsel 20-40% der Beiträge sparen.

Viele Versicherte bleiben jahrelang beim selben Anbieter, ohne zu prüfen, ob sie zu viel zahlen. Dabei ändern sich Tarife, Lebenssituationen und Marktbedingungen ständig. Was vor fünf Jahren ein gutes Angebot war, kann heute überteuert sein. Zudem locken Versicherer Neukunden oft mit attraktiven Rabatten, während Bestandskunden mit Beitragserhöhungen rechnen müssen.

Ein weiterer Grund für einen Wechsel kann eine Verschlechterung des Service sein. Wenn Ihr Versicherer Leistungen kürzt, Schadensfälle schleppend bearbeitet oder der Kundenservice nicht mehr zufriedenstellend ist, sollten Sie einen Wechsel ernsthaft in Erwägung ziehen.

Die wichtigsten Kündigungsfristen im Überblick

Bevor Sie Ihre Versicherung wechseln, müssen Sie die Kündigungsfristen kennen. Die meisten Versicherungsverträge haben eine ordentliche Kündigungsfrist von drei Monaten zum Vertragsende. Bei den meisten Verträgen endet das Versicherungsjahr am 31. Dezember, sodass Sie bis spätestens 30. September kündigen müssen.

Ordentliche Kündigung

Bei der ordentlichen Kündigung gelten folgende Fristen:

  • Kfz-Versicherung: Kündigung bis 30. November für einen Wechsel zum 01. Januar
  • Privathaftpflicht: In der Regel 3 Monate zum Vertragsende
  • Hausratversicherung: 3 Monate zum Vertragsende
  • Rechtsschutzversicherung: 3 Monate zum Vertragsende
  • Berufsunfähigkeitsversicherung: 3 Monate zum Vertragsende

Wichtig: Das Kündigungsschreiben muss rechtzeitig beim Versicherer eingehen, nicht nur abgeschickt sein. Versenden Sie die Kündigung daher rechtzeitig und am besten per Einschreiben mit Rückschein.

Sonderkündigungsrecht nutzen

In bestimmten Situationen haben Sie ein Sonderkündigungsrecht, das Ihnen einen vorzeitigen Ausstieg ermöglicht:

Bei Beitragserhöhung: Erhöht Ihr Versicherer die Beiträge, ohne dass sich Ihre Risikosituation geändert hat, können Sie innerhalb eines Monats nach Erhalt der Mitteilung kündigen. Die Kündigung wird dann zum Zeitpunkt der geplanten Erhöhung wirksam.

Nach einem Schadensfall: Nach der Regulierung eines Schadens haben sowohl Sie als auch der Versicherer ein Sonderkündigungsrecht. Die Kündigung muss innerhalb eines Monats nach der Schadensregulierung ausgesprochen werden und wird einen Monat nach Zugang wirksam.

Bei Änderung der Lebenssituation: Bei manchen Versicherungen können Sie bei Änderungen wie Heirat, Scheidung, Umzug oder Fahrzeugwechsel außerordentlich kündigen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Versicherungswechsel

Schritt 1: Bestandsaufnahme und Vertragscheck

Verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick über Ihre aktuelle Versicherungssituation:

  • Sammeln Sie alle Versicherungsunterlagen und prüfen Sie die Vertragsdetails
  • Notieren Sie die wichtigsten Eckdaten: Versicherungssumme, Selbstbeteiligung, Laufzeit, Kündigungsfrist
  • Prüfen Sie, welche Leistungen Sie wirklich brauchen – oft sind Sie über- oder unterversichert
  • Checken Sie Ihr Kündigungsdatum – wann können Sie frühestens wechseln?

Schritt 2: Versicherungen vergleichen

Jetzt geht es darum, passende Alternativen zu finden:

  • Nutzen Sie Vergleichsportale, um einen ersten Marktüberblick zu bekommen
  • Achten Sie nicht nur auf den Preis, sondern auch auf Leistungsumfang und Kundenbewertungen
  • Vergleichen Sie Äpfel mit Äpfeln: Achten Sie darauf, dass die Versicherungssummen, Selbstbeteiligungen und Leistungen vergleichbar sind
  • Lesen Sie das Kleingedruckte: Welche Ausschlüsse gibt es? Wie ist die Schadensregulierung?
  • Prüfen Sie die Finanzstärke des neuen Versicherers – nutzen Sie Ratings von unabhängigen Agenturen

Ein guter Versicherungsvergleich berücksichtigt mindestens drei bis fünf verschiedene Anbieter. Erstellen Sie eine Vergleichstabelle mit den wichtigsten Kriterien.

Schritt 3: Neue Versicherung beantragen

Haben Sie einen passenden Anbieter gefunden, beantragen Sie die neue Versicherung:

  • Füllen Sie den Antrag sorgfältig und wahrheitsgemäß aus – falsche Angaben können zur Leistungsfreiheit führen
  • Geben Sie das gewünschte Beginndatum an – idealerweise einen Tag nach Ablauf der alten Versicherung
  • Bewahren Sie alle Unterlagen auf: Antragsformular, Bestätigung, Vertragsunterlagen
  • Warten Sie die Annahmebestätigung ab, bevor Sie die alte Versicherung kündigen

Schritt 4: Alte Versicherung kündigen

Erst wenn die neue Versicherung bestätigt ist, sollten Sie die alte kündigen. Eine detaillierte Anleitung mit Kündigungsmustern und allen wichtigen Fristen finden Sie in unserem Ratgeber zum Versicherung richtig kündigen.

  • Kündigen Sie schriftlich per Brief (Einschreiben mit Rückschein) oder nutzen Sie das Online-Kündigungsformular, falls verfügbar
  • Geben Sie Ihre Versicherungsnummer und das Kündigungsdatum an
  • Formulieren Sie klar und eindeutig: “Hiermit kündige ich meinen Versicherungsvertrag Nr. XXX fristgerecht zum XX.XX.XXXX”
  • Fordern Sie eine schriftliche Kündigungsbestätigung an
  • Bewahren Sie den Nachweis auf: Einschreiben-Beleg oder Kündigungsbestätigung

Schritt 5: Nahtlosen Übergang sicherstellen

Stellen Sie sicher, dass keine Versicherungslücke entsteht:

  • Prüfen Sie, dass der neue Vertrag am Tag nach Ablauf des alten Vertrags beginnt
  • Bei Kfz-Versicherung: Informieren Sie die Zulassungsstelle über den Versichererwechsel (geschieht meist automatisch durch eVB-Nummer)
  • Richten Sie das SEPA-Lastschriftmandat für die neue Versicherung ein
  • Kündigen Sie alte Lastschriftmandate beim alten Versicherer, falls diese nicht automatisch erlöschen

Diese Fehler sollten Sie beim Wechsel vermeiden

Versicherungslücken

Der wohl gravierendste Fehler ist eine Versicherungslücke. Kündigen Sie niemals Ihre alte Versicherung, bevor Sie eine Zusage für die neue Versicherung haben. Bei gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungen wie der Kfz-Haftpflicht kann eine Lücke sogar rechtliche Konsequenzen haben.

Nur auf den Preis achten

Der günstigste Tarif ist nicht immer der beste. Achten Sie auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine Versicherung mit geringfügig höherem Beitrag, aber deutlich besseren Leistungen und schnellerer Schadensregulierung kann sich langfristig mehr lohnen.

Kündigungsfristen verpassen

Verpassen Sie die Kündigungsfrist, müssen Sie oft ein weiteres Jahr beim teuren Anbieter bleiben. Tragen Sie sich die Kündigungsfrist in Ihren Kalender ein und setzen Sie sich eine Erinnerung bereits einige Wochen vorher.

Wichtige Leistungen weglassen

Beim Versicherungswechsel wird oft aus Kostengründen an wichtigen Leistungen gespart. Prüfen Sie genau, welche Leistungen Sie wirklich brauchen. Eine zu niedrige Deckungssumme bei der Privathaftpflicht oder fehlende Elementarschadenversicherung beim Hausrat können im Schadensfall teuer werden.

Falsche Angaben im Antrag

Unvollständige oder falsche Angaben im Versicherungsantrag können dazu führen, dass der Versicherer im Schadensfall nicht zahlt. Beantworten Sie alle Fragen wahrheitsgemäß – auch wenn dies den Beitrag erhöht.

Besondere Tipps für verschiedene Versicherungsarten

Kfz-Versicherung wechseln

Die Kfz-Versicherung ist der Klassiker beim Versicherungswechsel. Hier sind die Einsparpotenziale besonders groß:

  • Stichtag 30. November: Bis zu diesem Datum können Sie für einen Wechsel zum 01. Januar kündigen
  • eVB-Nummer beantragen: Sie benötigen die elektronische Versicherungsbestätigung für die Zulassung
  • Schadenfreiheitsklasse übertragen: Ihr neuer Versicherer übernimmt in der Regel Ihre SF-Klasse
  • Vergleichen Sie verschiedene Tarifvarianten: Vollkasko, Teilkasko oder nur Haftpflicht?

Privathaftpflicht wechseln

Bei der Privathaftpflichtversicherung sind die Unterschiede zwischen Anbietern enorm:

  • Achten Sie auf die Deckungssumme: Mindestens 10 Millionen Euro, besser 15-50 Millionen
  • Prüfen Sie wichtige Zusatzleistungen: Schlüsselverlust, Gefälligkeitsschäden, Mietsachschäden
  • Weltweiter Schutz: Gilt der Schutz auch im Ausland?
  • Forderungsausfalldeckung: Wichtig, wenn der Schädiger selbst nicht versichert ist

Hausratversicherung wechseln

Bei der Hausratversicherung lohnt sich ein Vergleich, besonders wenn sich Ihre Wohnsituation geändert hat:

  • Versicherungssumme prüfen: 650 Euro pro Quadratmeter sind oft eine gute Faustregel
  • Elementarschäden: In hochwassergefährdeten Gebieten unverzichtbar
  • Fahrraddiebstahl: Oft nur nachts aus geschlossenen Räumen versichert – prüfen Sie Zusatzoptionen
  • Wertsachen: Sind teure Schmuckstücke, Kunst oder Sammlungen ausreichend abgedeckt?

Rechtsschutzversicherung wechseln

Die Rechtsschutzversicherung hat oft lange Wartezeiten für bestimmte Leistungsbereiche:

  • Wartezeiten beachten: Bei manchen Rechtsgebieten gelten Wartezeiten von 3 Monaten
  • Rechtsgebiete prüfen: Welche Bereiche sind abgedeckt (Verkehr, Beruf, Wohnen, Privat)?
  • Selbstbeteiligung: Höhere Selbstbeteiligung senkt den Beitrag deutlich
  • Freie Anwaltswahl: Können Sie Ihren Anwalt frei wählen?

Wann lohnt sich ein Versicherungswechsel nicht?

Es gibt Situationen, in denen ein Wechsel nicht sinnvoll ist:

  • Bei langfristigen Verträgen mit Garantiezins: Besonders bei Lebens- oder Rentenversicherungen mit hohen Garantiezinsen sollten Sie gut überlegen
  • Kurz vor Rentenbeginn: Bei Rentenversicherungen kann ein Wechsel kurz vor Rentenbeginn Nachteile bringen
  • Wenn Sie bereits optimale Konditionen haben: Nicht jeder Wechsel bringt Vorteile
  • Bei laufenden Schadensfällen: Warten Sie die Regulierung ab, bevor Sie wechseln
  • Bei Gesundheitsfragen: Bei der Krankenversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung kann eine Verschlechterung des Gesundheitszustands einen Wechsel erschweren

Checkliste für Ihren Versicherungswechsel

Nutzen Sie diese Checkliste, um nichts zu vergessen:

Vor dem Wechsel:

  • Alle aktuellen Versicherungsverträge zusammengesucht
  • Kündigungsfristen geprüft und notiert
  • Leistungsumfang der aktuellen Versicherungen analysiert
  • Eigenen Bedarf ermittelt (Über-/Unterversicherung?)

Während des Vergleichs:

  • Mindestens 3-5 Anbieter verglichen
  • Auf Leistungsumfang, nicht nur auf Preis geachtet
  • Kundenbewertungen und Servicequalität geprüft
  • Versicherungsbedingungen (Kleingedrucktes) gelesen
  • Finanzstärke des neuen Versicherers geprüft

Bei der Beantragung:

  • Antrag vollständig und wahrheitsgemäß ausgefüllt
  • Beginndatum der neuen Versicherung festgelegt
  • Annahmebestätigung erhalten
  • Alle Unterlagen gesichert

Bei der Kündigung:

  • Kündigungsschreiben aufgesetzt
  • Versicherungsnummer und Kündigungsdatum angegeben
  • Per Einschreiben mit Rückschein versendet
  • Kündigungsbestätigung erhalten
  • Einschreiben-Beleg aufbewahrt

Nach dem Wechsel:

  • Versicherungsschutz nahtlos überprüft
  • SEPA-Mandat für neue Versicherung eingerichtet
  • Altes SEPA-Mandat widerrufen
  • Neue Versicherungsunterlagen abgeheftet
  • Bei Kfz: Zulassungsstelle informiert (via eVB)

Digitale Helfer für den Versicherungswechsel

Moderne digitale Tools erleichtern den Versicherungswechsel erheblich:

Vergleichsportale: Plattformen wie Check24, Verivox oder Finanzchek24 bieten schnelle Vergleiche und oft direkte Abschlussmöglichkeiten. Achten Sie darauf, mehrere Portale zu nutzen, da nicht alle Versicherer auf allen Portalen vertreten sind.

Kündigungsservices: Anbieter wie aboalarm oder Volders übernehmen die Kündigung für Sie. Das ist praktisch, kostet aber oft eine Gebühr. Die Kündigung selbst ist mit einer formlosen E-Mail oder einem Brief aber auch einfach selbst zu erledigen.

Versicherungs-Apps: Viele Versicherer bieten eigene Apps, über die Sie Verträge verwalten, Schäden melden und auch kündigen können.

Dokumenten-Scanner: Mit Apps wie CamScanner können Sie Ihre Versicherungsunterlagen digitalisieren und haben alle Dokumente griffbereit.

Häufig gestellte Fragen zum Versicherungswechsel

Kann mein Versicherer den Wechsel verhindern?

Nein, wenn Sie die Kündigungsfristen einhalten, kann Ihr Versicherer den Wechsel nicht verhindern. Bei ordentlicher Kündigung oder Sonderkündigungsrecht haben Sie ein Recht auf Vertragsbeendigung.

Was passiert mit bereits gezahlten Beiträgen?

Bei jährlicher Zahlweise werden Ihnen bereits gezahlte Beiträge für den nicht genutzten Zeitraum anteilig erstattet. Bei monatlicher Zahlung endet die Beitragspflicht mit dem Vertragsende.

Muss ich meinem alten Versicherer einen Grund für die Kündigung nennen?

Nein, bei ordentlicher Kündigung müssen Sie keinen Grund angeben. Es reicht die formlose Kündigungserklärung mit Angabe der Vertragsnummer und des Kündigungsdatums.

Wie oft sollte ich meine Versicherungen überprüfen?

Experten empfehlen, Versicherungen mindestens einmal jährlich zu überprüfen – idealerweise im Herbst, um eventuelle Kündigungsfristen zum Jahresende zu nutzen. Bei größeren Lebensveränderungen sollten Sie Ihren Versicherungsschutz sofort anpassen.

Fazit: Versicherungswechsel lohnt sich

Ein Versicherungswechsel ist einfacher als gedacht und kann Ihnen jährlich mehrere hundert Euro sparen. Mit der richtigen Planung, dem Beachten der Kündigungsfristen und einem gründlichen Vergleich finden Sie garantiert bessere Konditionen als bei Ihrem aktuellen Anbieter.

Wichtig ist, dass Sie nicht nur auf den Preis achten, sondern auch den Leistungsumfang im Blick behalten. Ein lückenloser Versicherungsschutz ist das A und O – planen Sie den Wechsel daher sorgfältig und vermeiden Sie Versicherungslücken. Weitere Strategien, um Versicherungsbeiträge dauerhaft zu sparen, finden Sie in unserem umfassenden Spartipps-Ratgeber.

Nutzen Sie die Herbstmonate, um Ihre Versicherungen zu checken und gegebenenfalls zum Jahreswechsel zu wechseln. Ihr Geldbeutel wird es Ihnen danken!